Der Bundespräsident ist ein ziemlich wichtiger Politiker. Man bezeichnet ihn auch als das deutsche Staatsoberhaupt. Er regiert Deutschland zwar nicht. Das machen der Bundeskanzler und seine Minister. Damit diese nach einer Wahl ihre Arbeit beginnen können, müssen sie aber erst vom Bundespräsidenten ernannt werden. Außerdem prüft und unterzeichnet der Präsident wichtige Gesetze. Und er vertritt Deutschland auf Reisen im Ausland.
Seit Juni 2010 war Christian Wulff der deutsche Bundespräsident. Mit erst 51 Jahren war er der Jüngste der dieses Amt jemals übernahm. Doch leider ist er auch derjenige, der es nach nur eineinhalb Jahren am schnellsten wieder verloren hat. Am Freitag hat er im Berliner Schloss Bellevue, dem Sitz des Bundespräsidenten, seinen Rücktritt erklärt. In den Wochen davor wurden immer wieder schwere Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht.
Schwere Vorwürfe führten zum Rücktritt
Als Christian Wulff noch Regierungschef im Bundesland Niedersachsen war, soll er einiges gemacht haben, was Politiker besser nicht tun sollten. So soll er im Landtag von Niedersachsen bei einer Befragung die Unwahrheit gesagt haben. Zudem ließ er sich mehrmals von Firmenchefs in den Urlaub einladen. Und zuletzt hatte er versucht, zu verhindern, dass in den Medien über diese Dinge berichtet wird.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass in Niedersachsen gegen Christian Wulff ermittelt werden soll. Eine Behörde will herausfinden, ob er bei den Dingen, die ihm vorgeworfen werden, gegen Gesetze verstoßen hat. Dadurch konnte er nicht mehr länger im Amt bleiben. Ein Bundespräsident, gegen den ermittelt wird, das wäre undenkbar gewesen. Daher fasste er den Entschluss, das Amt des Bundespräsidenten aufzugeben.
Suche nach einem Nachfolger
In den nächsten 30 Tagen muss nun ein neuer Bundespräsident gewählt werden. Die Politiker in Berlin reden bereits über mögliche Nachfolger von Christian Wulff. Dabei werden ganz verschiedene Namen von bekannten Persönlichkeiten genannt. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Allerdings haben schon manche der möglichen Kandidaten gesagt, dass sie diese Aufgabe nicht übernehmen wollen.
Gewählt wird der Bundespräsident übrigens von der so genannten Bundesversammlung. Das ist eine Zusammenkunft von mehr als 1200 Politikern und anderen wichtigen Personen im Berliner Reichstag. Diese gibt es nur ganz selten, nämlich nur für die Wahl des Bundespräsidenten. Und der bleibt normalerweise fünf Jahre im Amt – wenn er nicht wegen irgendetwas zurücktreten muss.